Prot. Kirchengemeinden Hornbach-Brenschelbach und Althornbach

Ge(h)danken auf dem Jakobsweg – Etappe 2

„Er sendet Tau und Regen
und Sonn- und Mondenschein…“

 

Natürlich haben wir mal wieder richtiges Glück. Gestern waren die Wolken doch auch gnädig genug. Aber nein…

Es regnet in Strömen, aber wenigstens ist der Regen gegen Mittag schon viel wärmer geworden. Wer hätte gedacht, dass Regenjacken überhaupt nicht wasserfest sind, so ziehen wir sie lieber aus (die Funktionskleidung trocknet dann schneller.)

Kurz geht mir das Bild durch den Kopf, welches in meiner Kindheit immer wieder vor meinem inneren Auge auftauchte, wenn es regnete:

Jesus, der an seinem Fenster auf einer Wolke steht und seine „Blumen“ gießen will. Dieser Gedanke hat sich weiterentwickelt bis zu: „Jesus duscht gerade“.

Ok, zurück zu den Regenjacken. Jedenfalls male ich mir schon aus, wie ich mein Geld damit verdiene, indem ich mich zwölf Stunden am Tag in den Regen stelle und den Regenjacken Schulnoten verpasse. Meine bekommt jedenfalls eine “6“.

Wenigstens gehen wir durch den Wald. Da ist es nicht allzu ekelig, weil die Bäume die Nässe ein wenig abhalten.

Ekelig ist allerdings meine jüngste Schwester, die mit Durchfall im Gebüsch sitzt und wegen der wir schon die dritte unfreiwillige Pause innerhalb von einer Stunde machen. Wenn ich das gewusst hätte, dass ich so eine Pause erzwingen kann, dann wäre ich in den letzten Tagen diejenige gewesen, die sich an ihrem Essen den Magen verdorben hat (oder an den Brombeeren, die meine Schwester dauernd pflückt, was wahrscheinlich auch der Grund für diese Situation ist).

Endlich können wir also weiter und ich habe auch wieder Netz. Sofort zeigt mein Handy drei neue Nachrichten von meiner Freundin Sophie an. Natürlich muss es genau jetzt Sophie sein. Wo es hier schon am Regnen ist.

Man muss nämlich wissen: Die liebe Sophie liegt gerade in Sardinien am Strand und hat ganz sicher erholsamere Ferien als ich. Ich öffne trotzdem ihre Nachrichten.

Ach, wie schön… Die Sophie hat Langeweile. Sie liegt dort bei 36 Grad am Pool und weiß nichts mit sich anzufangen.

Als Antwort tippe ich einen nicht ganz so netten Text. Irgendwas über Regen, Durchfall und keine Zivilisation, was ich aber sofort wieder lösche. Ich antworte ihr einfach später.

Sie kann im Pool nass werden und ich hier im Regen. Ist ja fast dasselbe. Wieso rege ich mich eigentlich nicht auf? Und mir ist auch eigentlich nicht langweilig.

Vielleicht gibt’s heute Abend Nudeln…

 

Ge(h)danken auf dem Jakobsweg- Etappe 1

Es ist Montag und wir laufen heute los. Unsere Etappe soll heute ungefähr 20 Kilometer lang sein. Es ist eine der kleineren Etappen. Nun ja. Es ist angenehm warm, aber nicht heiß. Zum Glück, denn mein Rucksack ist super schwer, obwohl ich nix zum Anziehen habe. Mehr wird wohl heute auch nicht mehr passieren. Die Strecke scheint relativ kurz und beständig zu sein.

Ich denke schon mal drüber nach, was ich heute Abend essen könnte. Am liebsten Italienisch – Nudeln machen glücklich….

Gestern waren wir noch im Gottesdienst. Der war auch echt interessant; der Pfarrer sah katholisch aus und ich dachte zuerst, er sei Priester und zu Gast bei einem ökumenischen Gottesdienst, aber dann habe ich kapiert, dass es eine lutherische Veranstaltung war. Schade, dass ich zu alt bin, um in den Kindergottesdienst zu gehen. Meinen beiden Schwestern scheint es gefallen zu haben – sie haben an einem Wettbewerb teilgenommen, den ich bestimmt gewonnen hätte.

So langsam machen sich meine Beine und Füße bemerkbar, weil meine Wanderschuhe so schwer sind. „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“ – oder so ähnlich. Und wo bist du jetzt?

Und dann: keine Menschenseele. Niemand. Keine Spaziergänger, keine Fahrradfahrer, keine Leute mit Hunden. Niemand. Stundenlang leere Landschaft und leere Dörfer. Wahrscheinlich ist der Atomkrieg ausgebrochen und wir haben es hier in der Einöde nicht mitbekommen.

Und der Weg geht immer wieder von einer Seite vom Bach auf die andere und meine kleinste Schwester lässt es sich nicht nehmen, an jeder Brücke runterzuschauen und ein Blatt im den kleinen Wasserlauf zu werfen und zu beobachten, wie es auf der anderen Seite wieder rausschwimmt.

Und wir sollten dringend mehr Pausen machen. Die Maisfelder, die hier zum Beispiel stehen, sind super. Die hohen Pflanzen stehen so versetzt, dass man nach der dritten Reihe nicht mehr hindurchsehen kann. Das ist natürlich sehr praktisch, wenn man mal wieder durch die komplette Einöde ohne Toilette läuft…

Endlich Netz! Unsere angepeilte Unterkunft hat im Internet schlechteste Kritiken. Das kann ja heiter werden.

Aber dort angekommen, ist es gar nicht so übel. Der Italiener hat zwar montags geschlossen, aber dann gibt es eben wieder Döner.

 

 

Ge(h)danken auf dem Jakobsweg; von einer (nicht allzu) begeisterten Teenagerin

Einleitung:

Vor zwei Jahren im Sommer war ich mit meiner Familie pilgern. Die Strecke zwischen Rothenburg ob der Tauber gilt als eine der schönsten auf dem deutschen Teil des Jakobswegs.

Da ich allerdings als pubertierende Teenagerin diesen Weg mit anderen Augen gesehen habe als meine Eltern, möchte ich in der Reihe „Ge(h)danken auf dem Jakobsweg“ meine Erfahrungen und Entwicklung in Tagebuchform mit Ihnen teilen.

 

TAG DER ABFAHRT:

Wir sitzen in einem nahezu leeren Zug Richtung Rothenburg ob der Tauber. Wir, das sind meine Eltern, meine zwei jüngeren Schwestern und ich. Kein Wunder, dass das Ding leer ist. Alle sind ja jetzt schon am Strand.

Ich weiß ja nicht, was meine Eltern geritten hat, unseren ursprünglichen Urlaub in Italien abzusagen und stattdessen PILGERN zu gehen. In der Schule habe ich mich nicht einmal getraut zu sagen, was ich in den Sommerferien machen würde.

Wieso habe ich mich eigentlich dazu breitschlagen lassen, frage ich mich jetzt. Mein Rucksack ist viel zu schwer und ich habe genau zwei (!) Unterhosen dabei. Und das habe ich wirklich gegen warmen Sand und blaues Meer eingetauscht. Ich bin schon blöd. Äh, kann mir jemand sagen wie ich das aushalten soll???

Und jetzt fängt meine Mutter auch noch an darüber zu reden, dass uns das sehr gefallen wird. Meine Schwester verdreht die Augen und schaut mich an. Sie hat offensichtlich genau so Lust wie ich.

Wie oft habe ich es mir schon angehört? “ …, ihr werdet sehen, dass es euch gefällt,…, das wird euch mal guttun.“

Naja, mal sehen, wie es sich entwickelt.

 

 

Fortsetzung folgt…