Prot. Kirchengemeinden Hornbach-Brenschelbach und Althornbach

Ge(h)danken auf dem Jakobsweg- Etappe 1

Es ist Montag und wir laufen heute los. Unsere Etappe soll heute ungefähr 20 Kilometer lang sein. Es ist eine der kleineren Etappen. Nun ja. Es ist angenehm warm, aber nicht heiß. Zum Glück, denn mein Rucksack ist super schwer, obwohl ich nix zum Anziehen habe. Mehr wird wohl heute auch nicht mehr passieren. Die Strecke scheint relativ kurz und beständig zu sein.

Ich denke schon mal drüber nach, was ich heute Abend essen könnte. Am liebsten Italienisch – Nudeln machen glücklich….

Gestern waren wir noch im Gottesdienst. Der war auch echt interessant; der Pfarrer sah katholisch aus und ich dachte zuerst, er sei Priester und zu Gast bei einem ökumenischen Gottesdienst, aber dann habe ich kapiert, dass es eine lutherische Veranstaltung war. Schade, dass ich zu alt bin, um in den Kindergottesdienst zu gehen. Meinen beiden Schwestern scheint es gefallen zu haben – sie haben an einem Wettbewerb teilgenommen, den ich bestimmt gewonnen hätte.

So langsam machen sich meine Beine und Füße bemerkbar, weil meine Wanderschuhe so schwer sind. „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“ – oder so ähnlich. Und wo bist du jetzt?

Und dann: keine Menschenseele. Niemand. Keine Spaziergänger, keine Fahrradfahrer, keine Leute mit Hunden. Niemand. Stundenlang leere Landschaft und leere Dörfer. Wahrscheinlich ist der Atomkrieg ausgebrochen und wir haben es hier in der Einöde nicht mitbekommen.

Und der Weg geht immer wieder von einer Seite vom Bach auf die andere und meine kleinste Schwester lässt es sich nicht nehmen, an jeder Brücke runterzuschauen und ein Blatt im den kleinen Wasserlauf zu werfen und zu beobachten, wie es auf der anderen Seite wieder rausschwimmt.

Und wir sollten dringend mehr Pausen machen. Die Maisfelder, die hier zum Beispiel stehen, sind super. Die hohen Pflanzen stehen so versetzt, dass man nach der dritten Reihe nicht mehr hindurchsehen kann. Das ist natürlich sehr praktisch, wenn man mal wieder durch die komplette Einöde ohne Toilette läuft…

Endlich Netz! Unsere angepeilte Unterkunft hat im Internet schlechteste Kritiken. Das kann ja heiter werden.

Aber dort angekommen, ist es gar nicht so übel. Der Italiener hat zwar montags geschlossen, aber dann gibt es eben wieder Döner.

 

 

Ein Kommentar

  1. Beim digitalen Adzventskalender schwärmte EKD-Chef Bedford-Strohm davon, wieder mal nen lutherischen Gottesdienst in seiner bayerischen Heimat besuchen zu dürfen … nebbich: Für uns pälzer Prodeschdande (derfsch iwwer alles preddische, nor net iwwer 20 Minudde) sind diese Kryptokatholiken schon echt stranger Stuff!

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