Es sind 34 (!) Grad. Und wir schleppen uns durch einen Weinberg. Die letzte Pause war vor gefühlt 100 Jahren und hier ist absolut kein Schatten; es geht dauernd bergauf. Was für ein Quatsch! Sie haben wohl kaum das Auto erfunden, damit ich mich hier mit zehn Kilo auf dem Rücken dieses GEBIRGE hochquäle. Die Blasen an meinen Füßen machen sich auch so langsam bemerkbar und meine Füße pulsieren. Ich bin am Ende: Das war’s mit mir. Ich sollte einfach aufgeben.
Genau jetzt dreht sich meine Mama von oben um und brüllt uns entgegen: „Ich sehe schon die nächste Bank!“ und als sie mich sieht, noch ein bisschen lauter: „He! Schatziiiiii! Kopf hoch! Es sind nur noch 10 Kilometer!“
Ich muss weinen. 10 Kilometer. Ich lasse mich an den Wegrand plumpsen und gewähre meinen Schluchzern freien Auslauf. Durst. Ich habe DURST. Wie wild geworden greife ich nach meiner Flasche und drehe sie auf. Leer. LEER!
Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Ich versuche aufzustehen. Mein schwerer Rucksack zieht mich allerdings wieder zurück. Dann bleibe ich eben einfach liegen.
„Aahhhh Gott! Was soll das! Ich hatte nicht vor, gerade jetzt und hier ins Gras zu beißen!“ schreie ich gedanklich dem Himmel entgegen.
Ich höre wie jemand die Schnallen an meinem Rucksack aufmacht und mir aus dem Schlaufen hilft.
Plötzlich stehen meine Eltern vor mir. Meine Mutter hält mir ihre Flasche entgegen, setzt mir ihre Sonnenbrille auf und lächelt mich aufmunternd an. Mein Vater packt mich unter den Achseln und hebt mich hoch, bis ich wieder auf meinen Beinen stehe. Jeder von ihnen nimmt eine meiner Hände und gemeinsam ziehen sie mich die letzten Meter des Berges hinauf. Unterwegs betätigen wir verbotswidrig ein Bewässerungssystem, denn ich habe die Erfrischung nötiger als die Weinreben.
Oben angekommen wartet eine wunderschöne Kapelle auf uns mit schattigen Plätzen unter schönen alten Bäumen.
Jeder von uns bekommt einen kleinen Schokomuffin zur Stärkung.
Der Kreislauf kommt schließlich wieder in Schwung und wir gehen weiter. Zum Glück geht es nur noch bergab. Ich habe jetzt richtig Lust auf Nudeln. Ich bete um den passenden Migrationshintergrund des für den Abend anvisierten Restaurantbesitzers, der vielleicht Italiener sein könnte und den immerwährenden Reigen von Maultäschli und Spätzle mit den RICHTIGEN Teigwaren wohltuend unterbrechen würde.