Gastfreundschaft und Fremdenfeindlichkeit in der Bibel

Rembrandt-Die Flucht nach Ägypten
Auch Jesus war ein Flüchtling! (Gemälde: Rembrandt)

In der Losungsandacht vom 10.2.2025 gehe ich nicht näher darauf ein, inwiefern eine gastfreundliche und gerechte Haltung gegenüber “Zugereisten” ein zentrales Merkmal und ein Prüfstein des christlichen Glaubens ist.

Dies hole ich dies in diesem Artikel nach. 

Dafür sind keine tiefgründigen theologischen Betrachtungen erfoderlich. Eine Anfrage bei Chat-GPT genügt bereits, den erdrückenden, biblischen Befund darzustellen.

Fremdlinge und Schutzsuchende in der Bibel

Die Bibel äußert sich an vielen Stellen zu Fremdlingen, Asylsuchenden und Verfolgten. Grundsätzlich wird der Umgang mit Fremden oft als Maßstab für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit dargestellt. Dabei gibt es sowohl normative Gebote als auch narrative Beispiele, die unterschiedliche Aspekte dieses Themas beleuchten.
 
1. Gebote zum Schutz von Fremdlingen
Im Alten Testament finden sich zahlreiche Gebote, die den Schutz und die faire Behandlung von Fremden betonen:
 
Exodus 22,20: „Einen Fremdling sollst du nicht bedrücken und nicht unterdrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägypten gewesen.“
Levitikus 19,34: „Der Fremdling, der bei euch wohnt, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen im Land Ägypten.“
Deuteronomium 10,18-19: Gott wird als derjenige beschrieben, der „den Fremdling liebt“ und seinem Volk gebietet, dasselbe zu tun.
Diese Gebote betonen die Solidarität mit Fremden aus der eigenen Erfahrung der Israeliten als Fremdlinge in Ägypten. Fremde sollen nicht nur geschützt, sondern auch in die Gemeinschaft integriert werden.
 
2. Narrative Beispiele und ihre Bedeutung
Richter 19
Die Geschichte in Richter 19 schildert das erschütternde Versagen der Gastfreundschaft und den moralischen Verfall in Israel:
 
Ein Levit und seine Nebenfrau suchen in Gibea (Stadt des Stammes Benjamin) Unterkunft. Obwohl Gastfreundschaft in der Kultur der Israeliten eine hohe Priorität hatte, verweigern die Stadtbewohner ihnen Schutz.
Ein alter Mann gewährt ihnen schließlich Unterschlupf, doch die Männer der Stadt fordern, den Levit herauszugeben, damit sie ihn missbrauchen können. Stattdessen bietet der Gastgeber seine Tochter und die Nebenfrau des Leviten an.
Die Nebenfrau wird brutal misshandelt und stirbt. Der Levit zerteilt ihren Körper und schickt die Teile an die Stämme Israels, was einen Bürgerkrieg auslöst.
Bedeutung:
Diese Erzählung zeigt das völlige Scheitern der sozialen und moralischen Verpflichtungen gegenüber Fremden. Sie illustriert den Verfall der Gesellschaft, wenn grundlegende Gebote wie Gastfreundschaft und Schutz von Schwachen missachtet werden. Die Geschichte ist ein drastisches Gegenbild zu den biblischen Geboten zum Schutz von Fremden.
 
Genesis 19,4ff
Die Geschichte von Sodom und Gomorra enthält ähnliche Motive:
 
Zwei Engel kommen in die Stadt Sodom und werden von Lot, Abrahams Neffen, gastfreundlich aufgenommen.
Die Männer von Sodom fordern, dass die Fremden herausgegeben werden, um sie zu missbrauchen. Lot bietet stattdessen seine Töchter an, doch die Männer der Stadt bedrängen ihn weiter.
Schließlich greifen die Engel ein, blenden die Angreifer und retten Lot und seine Familie, bevor die Stadt zerstört wird.
Bedeutung:
Auch hier steht der Bruch der Gastfreundschaftspflicht im Mittelpunkt. Sodom wird traditionell als Inbegriff moralischer Verderbtheit gesehen, wobei die mangelnde Gastfreundschaft und der Versuch, Fremde zu missbrauchen, als Hauptgründe für die göttliche Strafe genannt werden. Die Geschichte hebt hervor, dass der Umgang mit Fremden ein Spiegelbild des moralischen Zustands einer Gesellschaft ist.
 
3. Asyl und Zufluchtsstädte
Das Alte Testament enthält auch Regelungen für Asyl:
 
Zufluchtsstädte (z.B. Numeri 35): Es wurden sechs Städte bestimmt, in denen Menschen, die unabsichtlich jemanden getötet hatten, Asyl finden konnten, bis ein gerechtes Verfahren über ihre Schuld oder Unschuld entschieden hatte. Dies zeigt, dass die israelitische Gesellschaft Schutzmechanismen für Verfolgte kannte, um willkürliche Vergeltung zu verhindern.
4. Das Neue Testament
Auch im Neuen Testament wird der Umgang mit Fremden thematisiert:
 
Matthäus 25,35: Jesus sagt im Gleichnis vom Weltgericht: „Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.“ Die Aufnahme von Fremden wird als Kriterium für das göttliche Urteil dargestellt.
Hebräer 13,2: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.“ Diese Passage verweist direkt auf die Geschichte von Abraham und Lot, die Engel als Fremde aufgenommen haben.
Fazit
Die Bibel betont den Schutz und die Aufnahme von Fremdlingen als zentralen Ausdruck von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Die Gebote zur Gastfreundschaft und zum Schutz von Schwachen stehen im Kontrast zu den drastischen Erzählungen in Richter 19 und Genesis 19, die das Scheitern dieser moralischen Verpflichtungen illustrieren. Sie zeigen, wie das Missachten dieser Prinzipien zu gesellschaftlichem Verfall und göttlichem Gericht führt. Im Neuen Testament wird die Aufnahme von Fremden schließlich als direkter Dienst an Christus verstanden, was die Bedeutung dieses Themas nochmals unterstreicht.
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