Von der wundersamen Vermehrung

Suse Günthers Bericht von einem Notfallseelsorge-Einsatz im Katastrophengebiet in der Nordeifel

Es gibt wohl niemanden, der in diesen Tagen nicht fassungslos die Bilder aus unserer unmittelbaren Nähe im Fernsehen verfolgt hätte: Die Überschwemmungskatastrophe im Ahrtal macht uns alle sprachlos.

Als die Anfrage von Pfarrer Hauth, Eisenberg, der die Notfallseelsorge unserer Landeskirche koordiniert, kam, sich für einen Tag dort zum Einsatz zu melden, war ich daher fast schon erleichtert, wenigstens einen winzigen Beitrag leisten zu können. Zumal alles gut organisiert von hier aus war. Kleine ökumenische Teams wurden täglich von der Pfalz aus zusammengestellt. Ich musste mich um nichts kümmern, sondern lediglich um 6.00h mich am Outlet Center einfinden, um dort zusammen mit zwei anderen Kollegen aus dem Pirmasenser Raum, Pastoralreferentin Egle Rudyte-Kimmle und Pfarrer Uwe Beck, Richtung Nürburgring aufzubrechen. Dort befindet sich die Einsatzzentrale, von der aus alle Dienste organisiert werden.

Wer Kirchentage kennt, der hat eine ungefähre Vorstellung von der Logistik, die dort aus kürzester Zeit aus dem Boden gestampft wurde. Ein Feldbettenlager unter freiem Himmel, die Hotels am Nürburgring belegt mit Menschen, die durch die Flut obdachlos geworden waren. Schlange stehen für Kaffee und Picknick Pakete, sich einfinden bei der jeweiligen Einheit, um sich registrieren und später dann einteilen zu lassen…. Nur in eine verstopfte U Bahn mussten wir uns nicht begeben; Wir wurden von einem jungen Rotkreuz Helfer aus dem Westerwald im Kleinbus des dortigen Roten Kreuzes Richtung Altenahr transportiert. Schon auf dem Weg zum Nürburgring waren uns viele Hilfszüge begegnet: Rotes Kreuz und THW, DLRG und Polizei, selbst Wasserwacht und Bergwacht fehlten nicht: Alle verfügbaren Kräfte schienen sich auf diese Eifelgegend zu konzentrieren, von denen vorher kaum jemand den Namen wusste.

Auf der Fahrt nach Altenahr hatten wir genau die Bilder vor Augen, die wir aus dem Fernsehen kannten: Zerstörung in einem Ausmaß, wie sie uns im behüteten Deutschland bisher unvorstellbar gewesen waren. Die Gegend, die vor allem durch den (durch Corona schon schwer gebeutelten Tourismus) gelebt hatte, war dem Erdboden gleich gemacht. Von Campingplätzen war nichts mehr übrig als Wälle von Plastikteilen, aus denen man nur bei genauem Hinsehen Stücke von Wohnwagen ausmachen konnte. Von Eisenbahnlinien waren hochgebogene Metallschienen übrig geblieben. Von Hotels und Wohnhäusern Ruinen.

Bis drei Kilometer vor Altenahr konnten wir mit dem Auto einigermaßen vorankommen, dann ging es nur noch zu Fuß weiter. So konnten wir unserem Auftrag „Erkundungsgang“ von Anfang an gerecht werden. „Erkundungsgang“ bedeutet: Macht Euch auf den Weg und seht, wo Ihr gebraucht werdet.

Mein erster Eindruck: Überall wird gearbeitet, geholfen, niemand der nicht eine Schippe in der Hand hat, Essen und Trinken organisiert. Neben all den Hilfsdiensten von Kempten bis Aurich auch viele Freiwillige. Landwirte, die mit ihren Traktoren Hänger voller Schutt transportieren, kleine Abschleppdienste, die Autowracks aus dem Müll ziehen. Wer einen Lastwagen mit Greifarm oder Bagger hat, scheint hier versammelt zu sein um anzupacken, die Autokennzeichen auch hier Deutschland weit.

In der Ortsmitte an der Kirche angekommen, beschlossen Egle und ich, dieses imposante Gebäude, das etwas höher lag und daher völlig unzerstört war, anzusehen. Bevor wir allerdings die Kirchentür öffnen konnten wurden wir von einem Notfallseelsorger fast schon überfallen. Wie sich später herausstellte, war dieser Mann der Leiter des örtlichen Teams, seit Mittwoch ohne Pause im Einsatz und völlig am Ende der Kräfte. Mit den Worten „wo kommt Ihr her, wo kommt Ihr her, wo kommt Ihr her“ wandte er sich an uns und erklärte, wie sehr er Kräfte angefordert habe und bisher niemanden bekommen. Wie wir später feststellten, war das so nicht richtig. Verständlich, dass jemand, der seit Tagen nicht geschlafen hatte, den Überblick verloren hatte und einfach durch den Anblick der lila Jacken getröstet, die Notfallseelsorge in diesem Moment vielleicht selbst am nötigsten hatte.

Überhaupt haben wir später festgestellt, dass alle, die da aus unmittelbaren Gegend im Einsatz waren, seit Mittwoch so gut wie nicht mehr zur Ruhe gekommen waren. Wir Helfer*innen von außerhalb können nach einer gewissen Zeit wieder abfahren. Die Leute dort bleiben. Sie laufen einfach immer weiter. Wie auf Autopilot. Ob Bürgermeister oder Pfarrer, ob freiwillige Feuerwehr oder Helferinnen bei der Essensausgabe: Abschalten ist einfach nicht mehr möglich.

Als wir dann den Schritt in die Kirche hinein machten, bot sich uns ein bewegendes Bild: Die Kirche war voll. Mit Hilfsgütern. Eine Helferin war damit beschäftigt, Spenden zu sortieren. Jede Kirchenbank hatte ihre Beschriftung: Damen, Herren, Kinder. Hygieneartikel. Schuhe standen sorgfältig aufgereiht auf den Altarstufen. Der Kollege hatte übrigens am Sonntag seine Messe in genau dieser Kirche gehalten. So wie sie war. Die Leute konnten sich dazwischen stellen oder von außen zuhören.

Wir hatten dann noch Gelegenheit, uns mit diesem rührigen Pfarrer zu unterhalten. In der Nacht der Katastrophe hatte er die Kirche geöffnet, die nun alle den Menschen Schutz bot, die Zuflucht suchten, ob Einheimischen oder Hotelgästen. Und seitdem nicht mehr geschlossen. Vor dem angrenzenden Gemeindehaus gab es Kaffee und Getränke, Hilfsdienste wurden organisiert: Wer braucht ein Dach über dem Kopf, wer bietet ein Bett an? Wer kann Haustiere aufnehmen? Auch der Kindergarten war nicht mehr nur denen offen, die hier einen bezahlten Platz hatten. Wer Betreuung brauchte, bekam sie hier.

Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass es in Altenahr alles gab. Im Überfluss, wie aus dem Nichts.

Wassercontainer wurden per Hubschrauber eingeflogen. Warmes Essen, Wasserflaschen, Coladosen, alles war auf einmal da. Wo vorher eine leere Mauer gewesen war, standen auf einmal eine Batterie Eimer und Schubkarren, Zettel mit Wlan-Verbindungen und der Aufforderung, sich dort einzuloggen. Eine Gruppe junger Leute kam aus den Weinbergen herunter, bewaffnet mit Schippen und Besen. Sonnenhüte und –creme? Hier sind sie. Seife und Handtuch? In der Kirche abzuholen. Als ich eine Wasserflasche einer Frau, die darum gebeten hatte, in die Hand drückte, antwortete sie mir mit den Worten: Lekker cool (gut kalt): Die Frau war aus den Niederlanden zum Helfen da.

Wir hatten unsere „Zelte“ inzwischen unterhalb der Kirche (Egle und ich) und hinter der Kirche (Uwe) aufgeschlagen. Unterhalb der Kirche war das logistische Zentrum. Hier trafen sich alle Dienste, hier wurden Essen und Getränke ausgegeben. Hier wurden Einsätze verteilt.

Wir hatten eigentlich erwartet, angefragt zu werden etwa zum Betreuen von Menschen, die ihre Angehörigen verloren hatten oder noch vermissten. Aber das scheinen die Einwohner dort in erster Linie unter sich ausgemacht zu haben: sich selbst gegenseitig beizustehen in der Not, die alle verbindet, ist sicherlich in dieser Situation das Naheliegende und Hilfreiche. Wir blieben also auf dem Platz, sichtbar und erreichbar. Und wurden immer wieder angesprochen. Helfer*innen berichteten uns von ihrem tagelangen Einsatz. Von ihren Erlebnissen. Viele bedeuteten uns auch einfach, dass es gut sei, dass wir da wären. Es scheint entlastend gewirkt zu haben, dass man nicht vergessen ist. Dem völlig überforderten Einsatzleiter der Notfallseelsorge vor Ort bedeuteten wir, dass er sich ruhig ein wenig zurückziehen könne, jetzt wo wir da wären, wollte er das auch gerne annehmen. Aber schon kurze Zeit später sahen wir ihn wieder über den Platz hasten. Zurückziehen konnte sich in diesen Tagen keiner. Aber es wurde doch immer wieder als hilfreich angemeldet, dass die Möglichkeit bestand. Die Leiterin der Feuerwehr legte uns ihre Leute ans Herz, die ebenfalls seit Tagen ohne Unterbrechung gearbeitet hatten. Von denen ist dann keiner gekommen. Aber der Leiterin half es, dass sie das Angebot machen konnte. Und dass sie selbst mit uns sprechen konnte. Der katholische Kollege, vor dem ich nur meinen (Sonnen-)Hut ziehen konnte, berichtete von seinen Erlebnissen. Eine Helferin der Notfallseelsorge vor Ort wollte eine von uns mitnehmen zur Überbringung einer Todesnachricht. Kam dann aber und hatte das schon selbst erledigt. Geholfen hat es ihr aber, dass jemand da war, der das hätte übernehmen können. Dass sie nicht die Einzige war. Dass sie nicht vergessen war. Dass sie dann berichten konnte von ihren Erlebnissen. Und dass es sich als leichter herausstellte, als sie es sich vorgestellt hatte.

Und so habe ich die Erfahrungen, die ich aus dem Krankenhaus kenne, auch in Altenahr gemacht. Manchmal ist Seelsorge sehr praktisch ausgerichtet. Frische Strümpfe und Arbeitshandschuhe für völlig verdreckte Helfer*innen? Ein Sitzplatz mit kühlem Getränk im Schatten? Ein offenes Ohr? Ein Lachen? Gelacht wurde tatsächlich viel. Gejammert gar nicht. Das Erleben von Solidarität, von Hilfe hat wohl allen dort vor Ort am meisten geholfen. Am meisten berührt: Wir sind gesehen. Von den Menschen. Und tatsächlich auch von Gott.

Das ist das, was ich von dort mitnehme und womit ich nicht gerechnet hätte: Der immer noch vorhandene tiefe Glaube der Menschen, die nach und in diesen Erlebnissen nicht mit Gott abgeschlossen haben, sondern ihn immer noch und gerade jetzt als Ressource begreifen.

Einer der vielen Eindrücke dieses Tages soll daher hier zum Abschluss noch genannt werden:

Eine Helferin, die in der Mittagspause ein warmes Essen vom Imbisswagen bekommen hatte, wurde von ihrem Mitstreiter in den Arm genommen mit den Worten: „hast Du was zu essen bekommen?“

Ihre Antwort: „Ja, Gott sei Dank“ . Und der Blick ging zum Himmel.

Die Muttergottes wurde (wie so oft) nicht weggespült.

Seine Hilfe werden wir neben der menschlichen brauchen. Die Zeit drängt. Gerade jetzt. Denn in der Hitze trocknet der Schlamm. Verbreiten sich Krankheiten, die in dem kontaminierten Dreck lauern.

Bis alles wieder einigermaßen bewohnbar ist, wird es Jahre dauern. Und dann wird es niemals wieder sein wie es war. Die Wenigsten werden ihr Hotel, das sich nur mit Mühe über die Corona Zeit gerettet hat, wieder aufbauen können. Niemand wird seinen Wohnwagen wieder einem Campingplatz so nah am Wasser anvertrauen wollen.

Weiter wird diese Kirche wie ein Bollwerk in all dem Untergang und Neuanfang stehen. Mit offenen Türen. Mit Kaffee und Stühlen. Mit Schuhen und Strümpfen. Mit Zeit für ein Gespräch und Übernachtungsangeboten. Mit Gottesdiensten und Menschendiensten. Und 5000 werden satt. Wer bei diesen 5000 dabei war, wird nicht nur den Hunger in Erinnerung behalten. Sondern auch die Nahrung, die wir alle bekommen haben.

Ein Sermon für Eltern und solche, die es werden wollen

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.

Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts
noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Lasst eure Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

Khalil Gibran (* 06.01.1883, † 10.04.1931)

Dieses Gedicht des maronitischen Dichters und Mystikers Khalil Gibran lernte ich schon vor vierzig Jahren, während meines Studiums kennen. Ich liebte seine poetische Sprache, seine faszinierenden Bilder, aber seinen Sinn begriff ich nicht.

Der Text trat in meinem Leben immer mal wieder zu verschiedenen Gelegenheiten aus dem Hintergrund ins Scheinwerferlicht der Aktualität, und je länger ich mich damit auseinander setzte, je länger ich selber Eltern-Erfahrungen sammeln durfte, desto weiser erschien er mir.

Heute sind unsere Töchter außer Haus. Sie sind ziemlich selbstständig. Ihre Nähe vermissen wir. Immer wieder machen sie – aus unserer Sicht – reichlich seltsame und törichte Sachen. Jetzt, wo die “Familienphase” vorbei ist, haben wir viel weniger Mühe mit ihnen. Die Sorgen aber bleiben.

Es ist nicht immer einfach, der Versuchung zu widerstehen, sie vor (aus unserer Sicht) krassen Irrwegen zu beschützen, sie noch einmal unter unsere Fittiche zu nehmen, hubimäßig über ihnen zu schweben und einen spürbaren Rettungsschirm über ihnen auszubreiten.

Doch ich glaube, das wäre ein Fehler. Denn Khalil Gibrans Worte treffen den Nerv:

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Wir besitzen unsere Kinder nicht. Das zu glauben, wäre eine vermessene Überforderung –

  • eine Überforderung von uns selbst als Eltern: Denn im Normalfall sterben wir vor unseren Kindern, und was wäre das für ein qualvolles Leben, wenn wir bis zum letzten Atemzug – und vom Anspruch her noch darüber hinaus – die Herrschaft über unsere Nachkommen behalten wollten,

  • und eine Überforderung unserer Kinder: Denn wie sollten aus ihnen starke, selbstständige, liebevolle Persönlichkeiten werden, wenn wir sie zeitlebens nicht aus unserem Fängen lassen?

An diesem Punkt tritt Gott in Erscheinung. Wer sich auf das Abenteuer “Eltern sein” einlässt, erlaubt sich heute nicht nur einen großen Luxus, für den man auf so manchen Komfort verzichtet, den die Kinderlosen ganz selbstverständlich genießen – man wird auch in besonderer Weise zum Diener Gottes.

Denn es sind die Eltern, die Gottes lebendige Schöpfung erhalten, indem sie für Nachkommen sorgen.

Unsere Kinder kommen durch uns Eltern, aber sie kommen von Gott – wie auch wir selbst. Sie sind mit uns – Lebensabschnittsbegleiter -, aber sie gehören uns nicht, sondern gehören Gott – wie auch wir selbst.

Und an alle Eltern, die sich selbst noch als geknechtete Kinder ihrer Eltern erleben: Ihr gehört nur Gott, sonst niemandem. Wenn ihr unter der Vorherrschaft eurer Eltern leidet: Löst euch! Sie haben kein Recht, euch zu besitzen. Sie dürfen euch aber lieben.

Denn: Eure Kinder – und wir selbst, als die Kinder unserer Eltern –

sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selber.

Was für ein Bild Khalil Gibran hier entwirft!

Was ist das Leben?

Gottes Geisthauch, welcher Wärme, Bewegung und Bedeutung in die Starre der rohen Schöpfung bringt. Gottes Anwesenheit, die das Tote aufweckt, die werden und vergehen lässt in einem endlosen Reigen, die sich selber feiert und fortentwickelt voller Vielfalt, voller Sehnsucht auf ein Ziel hin, das Gott gesetzt hat.

Und wir Kinder – besonders aber wir Eltern – sind fest verwoben darin, feiern mit und entwickeln uns und die unsrigen weiter in dem winzigen Zeitabschnitt, der uns gegeben ist.

Doch die Zeiten der Eltern und die der Kinder – auch wenn sie sich überlagern – sind nicht dieselben.

Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.

Darum müssen Eltern, die ihren Kindern, als sie klein waren, Möglichkeiten und Grenzen setzten, auch sich selbst Grenzen setzen:

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen –
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts
noch verweilt es im Gestern.

Das Leben hat eine Richtung, und nicht wir geben diese Richtung vor.

Der Dichter verwendet ein tiefgründiges Bild in seinem Schlussteil:

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,

und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.

Wir Eltern sind nicht der Schütze, der seine Kinder als Pfeile in die Zukunft sendet. Wir sind der Bogen, mit dem Gott schießt. Wir sind Diener, Mittel, Geführte – hoffentlich!

Wir müssen, können nicht alles kontrollieren. Die Last, als Eltern alles schaffen zu müssen, liegt nicht auf uns.

Ja, Eltern-Sein ist aufreibend, anspannend. Eltern-Sein ist eine spürbare Kraft-Anstrengung und erfordert Liebe, Aufmerksamkeit, Wachheit, Augenmaß – aber keine Perfektion, keine totale Kontrolle, keine Übermacht. Eltern-Sein erfordert vor allem viel Vertrauen:

  • In die, die bei der Erziehung helfen – Angehörige, Lehrer, Betreuer,

  • in die Kinder selbst, die man fliegen lassen muss,

  • und in Gott, der uns anspannt und dem Schuss die Richtung gibt.

Lasst eure Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

Das Finale – und der wichtigste Ratschlag: Gott richtet uns Bögen und seine Pfeile auf Freude aus! Geben wir sie weiter an unsere Kinder, verderben wir sie nicht! Denn Freude ist in der Liebe, und Gott liebt nicht nur seine Kinder, die Pfeile, die in die Zukunft schießen, sondern auch die Eltern. Darum gibt er ihnen Festigkeit und Kraft. Und Flexibilität, damit die Pfeile, die Kinder weit, weit kommen.

Festigkeit und Flexibilität: Diese Gaben Gottes an uns Eltern sind nicht hoch genug zu schätzen.

Fehlt die Festigkeit, dann kommt der Pfeil ins Schlingern und hält seine Richtung nicht ein. Der Schuss mißrät.

Fehlt die Flexibiltät, dann bricht der Bogen, wenn er stark angespannt wird. Wie viele Kinder haben solche zerbrochenen Bögen als Eltern und leiden darunter ihr Leben lang.

Gott, der Schütze, liebt es, wenn das Elternpaar unterschiedlich zusammengesetzt ist wie ein Kompositbogen – die teuerste, leistungsfähigste und haltbarste Bauart der Bögen. In solch einer Familie knistert es, manchmal wird es laut, und alle Beteiligten müssen einiges aushalten. Aber Kinder wachsen nicht dort aus ihrem Nest heraus, wo für alles perfekt gesorgt ist, sondern dort, wo es Probleme zu lösen gibt, wo sie Herausforderungen anpacken und mit Freude und Unterstützung bewältigen können.

Es ist schön, wenn die Pfeile – die Kinder – dann und wann zurückkommen und ihre Verbundenheit mit dem Bogen zeigen, der sie spannte. Aber das zeichnet einen guten Bogen nicht aus. Sondern dass der Schuss gelingt und die Pfeile gerade und weit auf das Ziel zufliegen, welches Gott, der Schütze, ihnen gesetzt hat.

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Das 2021er Valendienstag-Feature (diesmal sonntags)!

Das Valentinstagslied von Home Free

Als die Boomer noch boomten, gab es einen Sänger namens Percy Sledge, der das Valentinstagfeeling in einem Lied auf den Punkt brachte. Und in genau derselbigen Tonlage haben es nun die Acapellisten von Home Free neu entdeckt und für heute aufgelegt:

Nach welchem Valentin ist der Valentinstag benannt?

Mehr interessante Details über den Namenspatron des Valentinstages und die sehr alten und wahrscheinlich heidnischen Wurzeln des Festtages kann man im Ökumenischen Online-Heiligenlexikon nachlesen.

Corona: Wie gefährdet sind wir gerade?

Ein weiterer Artikel zum Dauerthema, der ein wenig Licht ins Dunkel bringen will. Wir schwanken ja derzeit zwischen Extremzuständen: Die einen trauen sich vor Angst kaum noch vor die Tür, die anderen möchten am liebsten auf alle Vorsichtsmaßnahmen pfeifen und alles wieder so haben wie vor 2020. – Sind die Inzidenzzahlen hier in der Südwestpfalz nicht super niedrig?

Die Inzidenz

Ja, sie ist (heute, 13.2.21) ziemlich niedrig.

So sieht es zurzeit aus: Klicken Sie auf den blauen Button, um zur Karte des RKI zu gelangen.

In Zweibrücken zB ist es gelungen, die Pandemie aus praktisch allen Alten-, Pflege- und Behindertenheimen herauszuhalten, und inzwischen sind die meisten Bewohner schon geimpft. Dennoch ist das Coronavirus endemisch geworden, dh es kann jederzeit, sobald wir unvorsichtig werden, wieder neu, massenhaft ausbrechen. Vor allem seine ansteckenderen Varianten wie zB B.1.1.7.

Wie ansteckend ist die englische Variante B.1.1.7?

In Deutschland gehen die Inzidenzzahlen zurück, obwohl sich auch hierzulande die neuen, ansteckenderen Mutationen ausbreiten. Das liegt am Lockdown und an der inzwischen weiten Verbreitung der FFP2-Masken. Wie gut sie schützen können, wenn sie richtig getragen werden, können Sie simulieren, wenn Sie unten auf das Bild klicken:

Klicken Sie auf das Bild. Sie werden zu einer Seite bei ZEIT online weitergeleitet.

Wenn man sich in einem gut belüfteten Raum unter Einhaltung der Abstandsregeln mit einer korrekt getragenen FFP2-Maske aufhält, ist die Ansteckungsgefahr also verblüffend niedrig. Die Frage ist aber…

Wie trage ich eine FFP2-Maske richtig?

Und wie oft kann ich sie sinnvoller Weise verwenden? Das erfahren Sie in diesem Video.

Und schließlich: Wer ganz doll viele Fragen zu den Impfungen hat und auch tiefgehende und komplizierte Antworten nicht scheut, kann sich dieses video von MaiLab ansehen:

Der Rona-Blues

Gaaaanz langsam schraubt Deutschland seine Corona-Inzidenzzahlen herunter, und ganz vorne dabei schraubt Zweibrücken.

Aber der Lockdown geht weiter, die Belastungen, die schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft werden nun deutlich in weiten Teilen der Bevölkerung spürbar … vor allem, wenn Ausgleichszahlen so spärlich oder gar nicht fließen. Und von der psychischen Seite ganz zu schweigen. Für alle, die den Corona-Blues kaum noch aushalten … hier gibt es ihn mal zu hören! Aber vielleicht entwickleln sich dabei einige psychische Antikörper, und wir können uns sagen: Nee, böse Mikrobe. Mit mir nicht. Wir haben den längeren Atem!

Und wie kann es weitergehen? Wie könnte ein Ende des Blues aussehen? Alles wieder wie zuvor? Hier gibt es einige fundierte Überlegungen und Prognosen.

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Presbyterium der Kirchengemeinde Hornbach-Brenschelbach ins Amt eingeführt

Gestern (ab 17 Uhr in der Ev. Kirche Brenschelbach) und heute (ab 10 Uhr in der Klosterkirche Hornbach) wurden die frisch gewählten Presbyterinnen und Presbyter im Rahmen zweier feierlicher Gottesdienste in ihr neues Amt eingeführt und die nicht mehr kandidierenden (nun ehemaligen) PresbyterInnen verabschiedet. Auch die Ersatzpresbyterinnen und -presbyter wurden in diese Einführung mit einbezogen.

Die Namen der Eingeführten können Sie diesem Beitrag entnehmen.

Wie die Einführung unter Corona-Bedingungen gestaltet wurde, können Sie sich selbst in der Aufzeichnung des Gottesdienstes ansehen.

Alle Gottesdienstbesucher erhielten am Ausgang einen gefalteten Kranich. Die PresbyterInnen erhielten ebenfalls symbolträchtige Mitgebsel: Je ein Karabiner, einen Kompass, eine Signalpfeife und einen Engel – welche auch in der Predigt erklärt wurden.

Für alle, die selbst herausfinden möchten, was die Symbole bedeute(te)n, folgt unten eine kleine Denksportaufgabe: Schiebe die Symbole auf die passenden Erklärungen (In der Predigt kann man sich das anhören)!

Und nun noch ein zweites Quiz: Warum eigentlich der ganze Bohai wegen der Presbyter? Warum sind die so wichtig? Wozu haben sie sich verpflichtet? Und wozu nicht (unbedingt)?
Finde die Antwort heraus, indem du die korrekten Aufgaben der Presbyterinnen und Presbyter unten anklickst!

 

 

Neulich, bei der Kaufland-Reklame…

war dieses Standbild zu sehen:

(
Foto: Th. Vieweg)

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